"Darum muss der christliche Religionsunterricht ordentliches Lehrfach sein"

Porträtiert

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Datum:
Di. 12. März 2024
Von:
Alexander Schmidt

Name: Thorsten Krause
Alter: 47
Wohnort: Würselen 
Funktion: Lehrer für katholische Religion und Musik am Heilig-Geist-Gymnasium Würselen

 

Was macht Ihnen an Ihrer Tätigkeit als Lehrer für Katholische Religionslehre besonders große Freude? 
Ich liebe es, mit Schülerinnen und Schülern über den Glauben nachzudenken und merke dabei immer wieder, wie aktuell und bedeutsam der Religionsunterricht ist.

Schüler*innen haben existenzielle Fragen, unabhängig von ihrer eigenen religiösen Sozialisation. Wenn es gelingt, diese Fragen im Unterricht zum Ausdruck zu bringen und christliche Antworten und Perspektiven dazu ins Gespräch eingebracht werden können, ist der Religionsunterricht für mich immer besonders spannend. Dabei ist mir wichtig, dass Schüler*innen erfahren, dass der Glaube auch rational zugänglich und begründbar ist und nicht als ein irrationales Fantasieprodukt abgetan werden kann. Die Fragen von Schüler*innen fordern mich als Religionslehrer oft selber heraus und zwingen mich dazu, Rechenschaft über meinen eigenen Glauben zu geben. So bleibt meine eigene religiöse Suche dynamisch und ich liebe es, immer wieder neue Aspekte zu entdecken und dazuzulernen. Besonders schätze ich, dass ich als Religionslehrer oft ein persönlicheres Verhältnis zu Klassen und Kursen habe als Kolleg*innen mit anderen Fächern. Es ist schön, wenn sich auch neben dem Unterricht persönliche Gespräche ergeben oder man von Schüler*innen als Vertrauensperson betrachtet wird.

 

Wo sehen Sie die wichtigsten Herausforderungen für Ihre Tätigkeit? 
Mir ist es wichtig, dass der Religionsunterricht einen angemessenen Anspruch hat. Ich möchte, dass die Schüler*innenr fachlich etwas lernen und dabei zugleich für ihre Persönlichkeitsentwicklung Perspektiven, Haltungen und Werte mitnehmen. Als Religionslehrer fühle ich mich besonders verpflichtet, die Frage nach Gott und die Antworten des christlichen Glaubens darauf wach zu halten. Meine Befürchtung ist, dass in einer säkularen Gesellschaft, die glaubt, sich von Religion befreien zu müssen und diese ins Privatleben abschiebt, auf Dauer nicht Freiheit, sondern Aberglaube und religiöser Fundamentalismus herrschen. Deshalb braucht es den christlichen Religionsunterricht an Schulen als ordentliches Lehrfach, nicht nur weil er Werte vermittelt, sondern weil er eine wichtige aufklärerische Funktion für unsere Gesellschaft hat.

 

Was bedeutet für Sie religiöse Bildung? 
Im Religionsunterricht möchte ich Schüler*innen befähigen, über den Sinn des Lebens, Gott und ihren eigenen Glauben bzw. ihre eigene Weltansicht nachzudenken und eigene Antworten mit Hilfe des christlichen Glaubens zu finden. Darüber hinaus möchte ich Schüler*innen sowie anderen Menschen, mit denen ich über Glauben und Religion ins Gespräch komme und die bereits auf einem Glaubensweg sind, ermutigen, Gott als bedingungslos liebenden Vater zu begreifen, zu dem man eine tiefe Beziehung aufbauen und haben kann, die das Leben trägt. Neben der Beschäftigung mit religiösem Wissen ist mir deshalb auch die Suche nach religiöser Erfahrung z.B. in Gebet, Meditation, Musik und beim Pilgern wichtig. Religiöse Erfahrungen zu ermöglichen ist für mich ein wichtiger Aspekt religiöser Bildung. An meiner Schule machen wir deshalb neben Schulgottesdiensten vielfältige religiöse Angebote wie Taizéfahrten, Taizégebete, Worship-Abende, Pilgern oder religiöse Podcasts.

 

Welche Wünsche haben Sie an das Katechetische Institut? 
Ich wünsche mir, dass das KI auch in Zukunft zentrale Anlaufstelle, Treffpunkt und Inspirationsquelle für Religionslehrer*innen  bleibt. Ich bedauere, dass der Arbeitsalltag und die Arbeitsbelastung in der Schule mich oft davon abhalten, an guten Fortbildungsangeboten des KI teilzunehmen. Vielleicht gelingt es dem KI in Zukunft, etwas zu einem neuen Bewusstsein für Fortbildungen und an einer neuen Fortbildungskultur im System Schule beizutragen.

 

Welches Buch/welchen Film/welche Serie/welchen Podcast möchten Sie unseren Leser*innen empfehlen?
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, zwei Bücher zu empfehlen, die mich in den letzten Jahren besonders angesprochen und meinen eigenen Glauben bereichert haben:

Bobby Schuller: Ändere Dein Denken, ändere Deine Welt. Wie Gedanken unser Leben verändern können.
Bobby Schuller ist Pastor der international ausgestrahlten Fernsehgottesdienste von Hour of Power in Irvine, Kalifornien. Meine Frau und ich sind seit einigen Jahren auch persönlich mit ihm befreundet und konnten erleben, wie seine Auslegung der Botschaft Jesu Menschen ermutigt und in ihrem Glauben wachsen lässt. In diesem Buch zeigt er auf praktische und moderne Weise auf, wie man die Denkweise Jesu zum Vorbild haben kann, um sein eigenes Leben zu verändern.

Dr. Johannes Hartl: Eden Culture. Ökologie des Herzens für ein neues Morgen.
Dr. Johannes Hartl ist katholischer Theologe sowie Gründer und Leiter des Gebetshauses in Augsburg. Sein Buch ist eine weitreichende und moderne Auslegung der biblischen Schöpfungserzählung, die sich auf nahezu alle Ebenen der menschlichen Existenz erstreckt. Sozialkritisch sowie theologisch und philosophisch scharfsinnig entwirft Hartl dabei eine Vision menschlichen Zusammenlebens auf Grundlage der Schöpfungserzählung für die heutige Zeit.