Carolin No - ein unvergessliches Konzert in Aachen

Denkwürdig

(c) Frederic Maquet
Datum:
Di. 23. Apr. 2024
Von:
Rainer Oberthür

Nachklang - ein unvergessliches Konzert von Carolin No

Rainer Oberthür berichtet vom Konzert der ON&ON-Tour von Carolin und Andreas Obieglo am 19. April 2024 im Aachener Pius-Gymnasium: ein Abend mit Tiefgang und Lebensfreude!

„Ich wünsche dir Mut zu beginnen / und zu vollenden / die Zuversicht dich trotz dunkler Zeiten / zum Licht zu wenden“, so begann die vierte und letzte Zugabe eines denkwürdigen und beseelten Konzertabends von Carolin No, den weit über 200 Menschen, die dabei waren, noch lange in Erinnerung behalten werden.

Zum 7. Mal seit 2014 hatte ich Carolin und Andreas Obieglo zu einem Konzert nach Aachen eingeladen – dazu kommen sechs Präsentationen unserer Was-glaubst-du-Konzertlesung in Aachen. Nun waren die beiden wieder in der Aula des Pius-Gymnasiums zu Gast und zuhause in ihrem Aachener Wohnzimmer.

Doch wo fange ich an, um dieses einzigartige Musik-Ereignis in Worte zu kleiden? Carolin und Andreas Obieglo stehen von der ersten Sekunde an mit einer Präsenz auf der Bühne, die ihresgleichen sucht (und so nicht findet): Das Eröffnungslied On & On &On beschreibt mit Spannung und Wucht das „Immer-weiter“ im Leben. Im Folgelied spiegeln sie zu Herzen gehend die Erfahrung wider, wie „das Leben gibt und nimmt, selten fair, jedoch launisch und bestimmt“, um einige Songs weiter völlig unbeschwert zu singen: „Komm, wir fahren einfach so … nach irgendwo!“ Später geht die Reise auch mal zurück in die Kindheit zu den „Straßen der Vergangenheit“, wo noch so vieles anders und leichter erschien, eingeleitet von einem Sound-Effekt im Samba-Rhythmus aus Andis erstem Kinderklavier, den er – so gibt er zu - „spektakulärer“ in Erinnerung hatte. So geht von Lied zu Lied der Weg durch Raum und Zeit weiter.

Worte und Musik gehen eine perfekte Symbiose ein

Dabei steht jede Lied-Erzählung für sich und ist zugleich beziehungsreich vernetzt zu den anderen. Die musikalische Dichte und die (Ver-)Dichtung der Worte, tiefgehender Ernst und spielerische (Aus-)Gelassenheit gehen eine perfekte Symbiose ein, mal ganz reduziert auf Klavier und Gesang, dann wieder dynamisch treibend mit zahlreichen perkussiven Akzenten und handgemachtem digitalen Klängen und elektronisch erzeugtem Hintergrund. Andi nimmt sich immer wieder Zeit für atemberaubende Improvisationen am Piano, Caro bezaubert ein ums andere Mal mit ihrer Stimme, gestaltet und durchlebt jeden Ton auf unnachahmliche Weise. Auch Gitarre und Akkordeon kommen zum Einsatz und ein überraschendes Zwischenspiel Caros mit einer „Kindertröte“ gerät humorvoll in „Konkurrenz“ zu ihrer wunderbar gepfiffenen Soloeinlage.

Eingekleidet in einen unerschöpflichen Klangkosmos werden viele Geschichten erzählt, die immer auch als metaphorische Spiegelungen von Lebenserfahrungen hörbar sind: über die Lieder auf der „Seite 2“, der Rückseite von damaligen Tonträgern, die unerwartet zu Erfolgen in der Musikgeschichte werden – von der flüchtigen Gegenwart im Lied „Mauerblümchen“, die doch unser unbegreifbares Leben ausmacht und bestimmt - von einer Lebensphase, die „rückenwindstill“ ist, ein Wort, zu dem Andi die Auskunft von der Künstlichen Intelligenz erhält, es ergäbe keinen Sinn, und dann zufrieden feststellt, dann hätten sie wohl einen guten Text geschrieben. Auch Klassiker ihres Liedschaffens erscheinen in neuen, eindrucksvollen Gewändern und leuchten in allen musikalischen Farben: da sind z.B. das hoffnungsvolle Lied „November“ über den manchmal erst spät kommenden Frühlingsbeginn - der Song „Ehrlich gesagt“ über Zeiten ohne Fragen und damit ohne Lebenssinn - das mehr als 100.000fach gestreamte Lied „Hände“ über unsere Verantwortung, Geschichten und Geschichte selbst menschenfreundlich in die Hand zu nehmen - der Song „Habt uns gern“ über Tendenzen des heutigen Zeitgeistes und den Mut, sich nicht unterkriegen zu lassen und vieles mehr.

 

Wir als Zuhörende gehen mit durch „alle Höhen / alle Tiefen / und alles zwischendrin“, sind begeistert und bewegt, staunen gerührt und lachen ausgelassen, teilen das Schwere und das Schöne. Und ohne Worte schwingt in allem, was Caro und Andi tun, erzählen, singen und spielen, die Liebe mit, die unser Leben auch in herausfordernden Zeiten erträglich macht und uns mit dem „Blick nach vorn“ antreibt zu einer Hoffnung mit offenen Augen: die Liebe von Caro und Andi zueinander, von den beiden gegenüber denen, die ihnen zuhören, von der Liebe und dem Ja zum Leben trotz allem.

Ein Gesamtkunstwerk aus Tiefe und Leichtigkeit

So entsteht bei jedem Carolin-No-Konzert ein unverwechselbares Gesamtkunstwerk aus Tiefe und Leichtigkeit, bei dem das Tiefgehende auf einfache Weise zugänglich und das Leichte unbemerkt komplex ist. Das Zusammenkommen von Ernst und Witz, von Präzision und Perfektion sowie ehrlichem und charmantem Umgang mit kleinen „Pannen“, von Lebensernst und Lebensfreude führen zu einer einzigartigen Authentizität und Glaubwürdigkeit. Alle Versuche, das zu beschreiben, können es letztlich nicht einfangen, wenn man es nicht erlebt und erfahren hat: live oder auf der neuen CD „ON&ON“, die Caro und Andi seit dem Herbst auf ihrer Tour noch in Form limitierter und nummerierter leerer Schachteln anbieten. Denn sie wird erst fertig sein, wenn sie best- und schönstmöglich ist und dann allen Leerschachtel-Besitzern als erste zugesandt wird. Denn mit den Worten von Bruce Springsteen: „Das Datum der Veröffentlichung ist nur ein Tag, das Album aber bleibt für immer.“ Jeder schöpferische Prozess erschafft am Ende etwas für eine kleine Ewigkeit. Schon zur Pause waren die zahlreichen Leerschachteln ausverkauft – doch die neue CD wird schon bald im Shop von www.carolin.no zu bestellen sein. Die angestrebte Stimmigkeit und Perfektion der Aufnahmen wird regelmäßig in Kritiken von Fachzeitschriften gewürdigt, zuletzt von „Audio & Stereoplay“, der nach einem Konzert bei den renommierten Darmstädter HIFI-Tagen im Dezember-Heft eine Exklusiv-CD von Carolin No beilag, eine ehrenvolle audiophile Auszeichnung höchsten Grades.

 Nach mehr als zwei Stunden und nach begeisterten „Standing Ovations“ endete auch das schönste Konzert. Wir hörten zuletzt Caros und Andis „Wünsche“: „ich wünsch dir Geduld / ich wünsch dir Sturm und Drang / und nach jedem Ende / einen Neuanfang“. Freuen wir uns auf das nächste Konzert, irgendwo und irgendwann, denn es geht immer On & On &On!

Rainer Oberthür

P.S.: Das nächste von Aachen nicht so weit entfernte Konzert findet bereits am Samstag, 28. September 2024 im Düsseldorfer Maxhaus um 20 Uhr statt. Am 29. September 2024 folgt dann unsere gemeinsame Was-glaubst-du-Konzert-Lesung um 16 Uhr in der Heilig-Geist-Kirche in Erkrath.