Yellow - ein neuer Kurzfilm

Sehenswert

(c) Cover: Katholisches Filmwerk
Datum:
Di. 2. Sept. 2025
Von:
Margit Retterath-Offner

Yellow. Kurzfilm, 13 Minuten, OMU-Fassung, 2023, KFW, Regisseur: Elham Ehsas.

Der Film steht auf dem Medienportal zur Verfügung.


2021 Afghanistan Kabul. Die Taliban haben erneut die Kontrolle im Land übernommen. Mit einem rigiden Regelwerk setzen sie ihre Vorstellungen von Gesellschaft und Religion um. 
Der Film von Elham Ehsas lässt uns zunächst eintauchen in das Leben auf der Straße. Frauen in blauen Gewändern, eine Einkaufsgasse mit geschäftigem Treiben. Ein Käfig gefüllt mit Kanarienvögel unterstreicht den Eindruck von Fülle und Lautstärke.

Der Obsthändler stimmt mit seinen Rufen in das Stimmengewirr ein. Eine Frau betritt den dahinterliegenden Laden. Die Geräusche der Straße verschwinden. Die junge Frau nimmt blaue Gewänder, die dort in großer Stückzahl hängen, in Augenschein und befühlt die Stoffe. Einsetzende Musik unterbricht sie. Die Suche nach der Quelle der Musik führt sie weiter in den Laden hinein. Unbemerkt lauscht und beobachtet sie den jungen Musiker. Die Szene wird jäh unterbrochen vom Vater, der fürchtet, durch die Musik des Sohnes in Konflikt mit den Taliban zu geraten. Mit dem Hinweis auf Kundschaft entschwindet der Vater  und überlässt dem Sohn die Bedienung der jungen Frau. In aller Höflichkeit und Zurückhaltung entwickelt sich das Verkaufsgespräch.

Anordnung der Vollverschleierung
Die junge Frau möchte einen Tschaderi kaufen, um der Anordnung zur Vollverschleierung im Rahmen der von den Taliban erlassenen ‚Tugendgesetzen‘ nachzukommen. Die Folge von Verstößen macht die Berichterstattung im Fernseher, der im Hintergrund läuft, noch deutlicher. Die Menschen sind unter Druck geraten und können diesem nicht entkommen. Kurze Nennungen der englischen Farbbegriffe sind aber Zeugnisse von Bildung und Neugier. Mimik und Gestik, durch viele Nahaufnahmen ins Bild gebracht, lassen uns den Abschied der beiden jungen Menschen von einem früheren Leben nachvollziehen. Es ist ein Abschied von Musik, Tanz, Identität und Individualität. Für die Frau gehen die Einschränkungen noch weiter. Sie wird eingehüllt in Stoffbahnen, wie alle anderen Frauen. Verwechselbar. Eingeschränkt sogar im Blick durch ein Stoffnetz. Die Frage des Mannes, wie die Farbe ihrer Nägel auf englisch lautet -- sie sind gelb -- , bleibt unbeantwortet. Die Frau verschwindet unter dem Gewand und wird unsichtbar. Der Mann bleibt zurück ohne Antwort und ohne ein Gegenüber.
Der Kurzfilm eignet sich vor allem für ältere Schüler bei der Thematisierung von Islam, Weltanschauung, Gleichberechtigung und Menschenbild.


Margit Retterath-Offner