Susan Kreller las im KI aus ihrem Jugendroman „Hannas Regen“
Eigentlich hätte sie „Hannas Regen“ in Aachen schreiben müssen, denn unter den 30 regenreichsten Städten in Deutschland stehe Aachen immerhin auf Platz 7. Außerdem habe sie vor einiger Zeit einmal für anderthalb Jahre in Aachen gelebt und schätze das Aachener Wetter. Nun wohne sie jedoch in Berlin und habe das Buch eben dort schreiben müssen. Beim Schreiben habe sie sich aber viele Regen-Videos angesehen oder besser: angehört, um in die rechte Arbeitsstimmung zu kommen: Regen, der auf Bäume plätschert, sogar Regen, der auf Wassermelonen fällt.
Gleich zu Beginn ihrer Lesung im Katechetischen Institut verrät die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin Susan Kreller (u.a. Deutscher Jugendliteraturpreis, Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis) den Schülerinnen und Schülern, wie wichtig der Regen für ihr neuestes Jugendbuch gewesen ist – nicht nur als Motiv, sondern auch als Athmosphärenspender. Am 21. September war sie nach Aachen gekommen, um vor über 100 Schülerinnen und Schülern der 7. und 8. Klassen des Bischöflichen Pius-Gymnasiums und des Kaiser-Karls-Gymnasiums im großen Saal des Instituts zu lesen. Anderthalb Stunden lang lauschten die Schülerinnen und Schüler konzentriert den vier Kapiteln, die Susan Kreller für sie ausgewählt hatte.
Sie lernten Hanna Kiesow kennen, die merkwürdige Protagonistin des Romans, und die Ich-Erzählerin Josefin mitsamt ihrer auch nicht gerade normalen Familie und hatten zwischen den Leseabschnitten immer wieder Gelegenheit, Fragen an die Autorin zu richten. Und davon machten sie reichlich Gebrauch. Denn die Lehrerinnen und Lehrer des Pius-Gymnasiums um Schulleiter Ulrich Brassel sowie Thomas Gelnar vom Kaiser-Karls-Gymnasium hatten die Schülerinnen und Schüler bestens auf die Lesung eingestimmt. Sie hatten einzelne Kapitel aus „Hannas Regen“ in der Klasse gelesen oder Fragen vorbereitet.
Schüler fragen - Die Autorin antwortet
Welche der Figuren sie selbst gerne wäre, wollte eine Schülerin wissen und erfuhr, dass Susan Kreller sich am ehesten mit Josefins Eltern identifiziere. Was ihr dabei helfe, sich die Romanfiguren vorzustellen, fragte eine andere Schülerin, und Susan Kreller antwortete, dass sie sich beim Schreiben gerne Schauspieler vorstelle, und zwar nicht nur das Gesicht und die Figur und die Haltung, sondern auch die Stimme; gerade die müsse sie in ihrem Inneren hören, das sei für ihre Arbeit ganz wichtig.
Schreiben mit Klang
Auch für das Schreiben sei der Klang entscheidend; sie lese sich die eigenen Texte deshalb zu Hause gerne laut vor, finde dabei immer Wortwiederholungen oder holprige Stellen. Ihre Texte schreibe sie meist mit dem Computer. Das sei fast wie Klavierspielen für sie, erläuterte Susan Kreller und ermunterte die Schülerinnen und Schüler dazu, selbst zu schreiben; damit könne sie z.B. viele eigenartige Erlebnisse gut verarbeiten. Mit ihrem Appell rannte sie offene Türen ein, da sich unter den anwesenden Jugendlichen einige befanden, die schon an eigenen Werken arbeiten und Susan Kreller um Expertentipps baten. Was mache ich, wenn ich mit dem Plot nicht weiterkomme, wollte eine Schülerin wissen. Ein Mitschüler rief sofort in den Raum hinein: Spazierengehen, da Susan Kreller zuvor betont hatte, wie viele Gedanken ihr gerade beim Spazierengehen in den Kopf schießen.
Eine andere Anwort
Doch Susan Krellers Antwort fiel anders aus: Warten. Ja, in diesem Fall warte sie – und nie lange, bis ihr eine zündende Idee für das nächste Kapitel komme. Ohnehin solle man sich nicht verunsichern lassen und einfach mit dem Schreiben loslegen, am besten mit kürzeren Texten, für die gar nicht viel an Handlung notwendig sei. Darüber hinaus sei es sehr gut, wenn man regelmäßig lese und sich dabei Anregungen hole. Sie selbst schreibe und lese gleichermaßen gerne, präzisierte Frau Kreller auf Nachfrage und erläuterte einem anderen Schüler dann auch, warum Josefins Familie ausgerechnet Pizza Marinara esse. Das habe klangliche Gründe, der Name höre sich gut an; übrigens wisse sie gar nicht so genau, womit eine Pizza Marinara belegt sei.
Nach der Lesung - Schüler wurden angeregt
Nach zwei ausführlichen Fragerunden war Susan Kreller zum Abschluss der Veranstaltung gerne bereit, Exemplare von „Hannas Regen“ zu signieren, die die Schülerinnen und Schüler mitgebracht oder vor Ort erworben hatten. Die Buchhandlung „Das Worthaus“ aus Aachen-Burtscheid hatte für sie eigens einen Büchertisch vorbereitet. Manch ein Schüler hielt am Ende stolz ein signiertes Exemplar in die Höhe, vereinzelt auch ein signiertes Hausaufgabenheft, oder ließ sich gemeinsam mit Susan Kreller fotografieren. So endete ein gelungener Vormittag, der die Schüler*Innen nicht nur erfahren ließ, wie spannend es ist, über ein gutes Jugendbuch ins Gespräch zu kommen, sondern der sie auch ermutigte, selbst zu Stift oder Papier (oder zur Computertastatur) zu greifen.
Literarisches Programm des KI
Die Lesung mit Susan Kreller ist Bestandteil des literarischen Programms des Katechetischen Instituts, das es sich als schul- und medienbezogene Bildungseinrichtung des Bistums Aachen zur Aufgabe gemacht hat, allen Altersgruppen die Begegnung mit zeitgenössischer Literatur zu ermöglichen: in Veranstaltungen, durch Buchempfehlungen und durch Unterstützung der 90 Katholischen Büchereien, in denen im vergangenen Jahr 17.000 Nutzerinnen und Nutzer 555.4477 Medien entliehen haben.