Update Islam

Denkwürdig

(c) KI Aachen
Datum:
Di. 21. März 2023
Von:
Internetredaktion

Muslimisches Leben in Deutschland verstehen lernen: Unter diesem Fokus fand kürzlich eine Tagung im Katechetischen Institut statt.

„Der Islam gehört zu Deutschland.“ Dieser Satz des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff in seiner Rede zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2010 hat für viel Diskussionsstoff in der Bundesrepublik gesorgt und heftige Debatten ausgelöst. Er fand gleichermaßen Zustimmung und Ablehnung. Sein Nachfolger Joachim Gauck übernahm im Mai 2012 zwar den Satz nicht in dieser Formulierung, sagte aber: „Und die Wirklichkeit ist, dass in diesem Lande viele Muslime leben. … Ich hätte einfach gesagt, die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland.“ (Die Zeit, 31.05.2012)

Angela Merkel hingegen übernahm diesen Satz. Sie plädierte im September 2012 „für mehr Toleranz gegenüber den mehr als drei Millionen Muslimen in der Bundesrepublik. ‚Wir sollten da ganz offen sein und sagen: Ja, das ist ein Teil von uns‘, sagte Merkel.“ (Spiegel online, 26.09.2012) Nach Hochrechnungen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge aus dem Jahr 2021 lebten 2019 zwischen 5,3 und 5,6 Millionen Muslime in Deutschland. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung lag zwischen 6,4 Prozent und 6,7 Prozent.

21 % der muslimischen Religionsangehörigen sind Kinder oder Jugendliche im Alter von unter 15 Jahren. Weitere 22 % sind zwischen 15 und 24 Jahre alt, befinden sich also in einer Lebensphase, in der viele Menschen ihre berufliche Ausbildung noch nicht abgeschlossen haben oder am Anfang ihres beruflichen Werdegangs stehen. Nur 5 % sind älter als 64 Jahre, nähern sich also dem Rentenalter oder haben dieses bereits erreicht. Fast die Hälfte der Musliminnen und Muslime in Deutschland besitzt die deutsche Staatsangehörige (47 %). Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von unter 18 Jahren sind es sogar 68 %.

Ja, der Islam gehört zu unserem Alltag. Er gehört zum Alltag in unseren Schulen. 

Der große Anteil muslimischer Schüler*innen und die Einführung des islamischen Religionsunterrichts an vielen Schulen machen es mehr denn je erforderlich, mehr über den Islam und vor allem über das Leben muslimischer Menschen in unserem Land zu erfahren. 

Die Tagung für Religionslehrkräfte an weiterführenden Schulen im Katechetischen Institut in Zusammenarbeit mit dem evangelischen Schulreferat Aachen und dem IfL Essen hat dazu unter dem Thema Update „Islam“ einen wertvollen Aufschlag gemacht. Dr. Darjusch Bartsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Islamische Theologie und Religionspädagogik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, stand an diesem Tag mit seiner profunden islamischen Fachexpertise und mit großer Offenheit für die Fragen der Teilnehmer*innen zur Verfügung.

Unter den beiden Schwerpunktaspekten „Theologische Strömungen des Islam in Deutschland“ sowie „Lebenswelten und Sozialisationsfaktoren muslimischer Jugendlicher in Deutschland“ hat die Tagung dazu beitragen, dass bei den Teilnehmenden deren Kompetenzen in Bezug auf den Dialog mit dem Islam und vor allem auf die Begegnung mit Muslimen durch fundierteres Wissen über verschiedene Facetten des Islam und des Lebens von Muslimen in Deutschland gefördert werden konnten.

Die Tagung war - wie gesagt - ein Aufschlag. Eine Fortsetzung ist geplant.

(Folke Keden-Obrikat, Johannes Gather)