Religionsunterricht als "Roter Faden"

Porträtiert

(c) Foto: privat
Datum:
Di. 7. Nov. 2023
Von:
Internetredaktion

Name: Christian Masrourchehr

Alter: 39

Wohnort: Euskirchen

Funktion: Schulrat für Gymnasien und Berufskollegs in der Abteilung Erziehung und Schule des Bistums Aachen

Sie haben lange in der Schule und später auch parallel an der RWTH gearbeitet. Wo haben Sie sich mehr zu Hause gefühlt?
Ja, das stimmt. Im Schuldienst war ich über dreizehn Jahre, davon gute elf Jahre an einem Gymnasium im Kölner Norden. Ab dem Frühjahr 2018 wirkte ich dann zudem in der Religionslehrer*innen-Ausbildung am Institut für Katholische Theologie der RWTH Aachen.

Zu Hause habe ich mich immer an beiden Orten gefühlt, denn beide Häuser – um im Bild zu bleiben – lagen gewissermaßen in derselben Straße. In Schule und Uni ist man gemeinsam mit jungen Menschen auf dem Weg, um der Welt und dem/ der Anderen zu begegnen.

 

Funktioniert das in allen Fächern auf dieselbe Weise oder muss man religiöse Bildung anders auffassen?
Bildung vollzieht sich in den unterschiedlichen Fächern in einem bestimmten Modus der Weltbegegnung, wie es der Erziehungswissenschaftler Jürgen Baumert einmal sagte. Grundsätzlich gilt dies auch für den Religionsunterricht, in dem diese Begegnung aber noch einmal besonders konturiert ist. Ein Aspekt, der mir bis heute als äußerst wichtig erscheint, ist die religiöse Sprachfähigkeit unserer Schüler*innen. In Sachen Religion urteils- und dialogfähig zu werden, den Glauben der Kirche oder auch die theologischen Überzeugungen anderer Menschen zu verstehen und darauf eingehen zu können – all das geschieht im Medium der Sprache. Und der Religionsunterricht unterstützt unsere Schüler*innen beim Erlernen ebendieser Fähigkeit.


Worauf freuen Sie sich besonders bei der neuen Tätigkeit?

Wenn es so etwas wie einen ‚roten Faden‘ in meinem Leben gibt, dann ist es der Religionsunterricht, der mir nicht nur an meiner eigenen Schule wichtig war. Über Fortbildungsangebote, multipliziertes Unterrichtsmaterial und Anderes mehr war mir schon immer daran gelegen, die Kolleginnen und Kollegen bei ihren anspruchsvollen Aufgaben in der Schule zu unterstützen. Diese Arbeit möchte ich in der Abteilung für Erziehung und Schule fortsetzen, indem ich die Lehrkräfte an den Gymnasien sowie Berufskollegs bei inhaltlichen oder rechtlichen Fragen zum Religionsunterricht begleite und berate. Auf diesen Kontakt und die vielen Schulen, die ich sicher im Laufe der nächsten Jahre kennenlernen werde, freue ich mich ungemein.

 

Welche Wünsche haben Sie an das Katechetische Institut?
Ich muss gestehen, dass ich das letzte Mal im Studium das KI aktiv genutzt habe … was ein Fehler war! Kürzlich hatte ich das Glück, dass mir in einer Führung die Räumlichkeiten vorgestellt wurden, was mich sehr beeindruckt hat. Es ist nicht nur die sehr breite und aktuelle Auswahl an Büchern – ganz gleich ob theologisch, fachdidaktisch oder -methodisch –, die zum Verweilen und zur Recherche einlädt, sondern auch die Raumgestaltung. Gänzlich renoviert und mit komplett neuem Mobiliar lässt es sich dort sehr gut arbeiten in eigens dafür vorgesehenen Bereichen.
Ich komme also gerne wieder!


Welches Buch/welchen Film/welche Serie/welchen Podcast möchten Sie unseren Leser*innen empfehlen?
Darf es auch eine Skulptur sein? Aufmerksam wurde ich auf den sogenannten Löwenmenschen in Neil MacGregors „Leben mit den Göttern“. Das Exponat, rekonstruiert aus über 300 Elfenbeinspänen, findet sich im Museum Ulm und stellt ein Mischwesen aus Mensch sowie Großkatze dar. Das Besondere: Diese in etwa 30cm große Figur ist ca. 40.000 Jahre alt, womit sie zu einem der ältesten bekannten Kunstwerke weltweit wird. Für mich spiegelt sich in diesem einmaligen Exponat die ebenso einmalige Gabe der menschlichen Vorstellungskraft als Grundlage für alles Anmutige und Schöne in Literatur und Film.

Wenn ich neben dem Sachbuch von MacGregor und der Skulptur im Ulmer Museum noch ein Drittes empfehlen darf: „Mischa und der Meister“ von Michael Kumpfmüller.