Methode: "Verzögerte Bildbetrachtung"

Wegweisend

(c) VG Bildkunst/Montage: Nicole Mahr
Datum:
Di. 8. Aug. 2023
Von:
Nicole Mahr

Zielgruppe: für alle Schulformen möglich, ggf. sind Modifikationen je nach Lerngruppe notwendig

Ziel der Methode: Die Methode der unterbrochenen (oder verzögerten) Bildbetrachtung soll die Schüler*innen anleiten, ihr gewohntes Rezeptionsverhalten zu unterbrechen, indem sie zunächst ihren spontanen Eindrücken Raum geben und nicht, wie üblich, einen Sachverhalt so schnell wie möglich erfassen und deuten. Die Methode führt schlussendlich zu einer vertieften Deutung eines Kunstwerks.

Zeitbedarf: 45 Minuten


Material:
Bild/Beamer/Kopie und Folie oder digital auf dem Tablet


Beschreibung/Verlauf:

Am Anfang steht die spontane Wahrnehmung des Bildes. Hierzu wird das Bild zunächst für wenige Sekunden gezeigt und die Schüler*innen werden anschließend aufgefordert, einen Begriff zu nennen, der ihnen spontan in den Sinn kommt. Hierbei kann es sich um einen abgebildeten Gegenstand, eine Farbe oder auch eine Stimmung handeln. Diese Methode der unterbrochenen Bildbetrachtung soll die Schüler*innen anleiten, ihr gewohntes Rezeptionsverhalten zu unterbrechen, indem sie wirklich nur ihren spontanen Eindrücken Raum geben und nicht, wie üblich, einen Sachverhalt so schnell wie möglich erfassen und deuten. Anschließend wird das Bild wieder aufgelegt und die Schüler*innen haben die Möglichkeit, ihre spontanen Eindrücke zu ergänzen, indem sie ihren Blick über das Kunstwerk schweifen lassen.
Es folgt eine erste Erarbeitungsphase, in der die Analyse des Bildbestands und die der Bildordnung im Fokus stehen soll. In dieser Phase soll es darum gehen, dass die Schüler*innen einzelne Elemente und Details des Bildes erkennen und zuordnen und gleichzeitig überlegen, wie sich die Einzelelemente zu einer Gesamtkomposition fügen. Die Schüler*innen sollen schließlich erkennen, dass in jedem Kunstwerk künstlerische Absichten stecken und Elemente und Farben nicht willkürlich einen Platz im Bild einnehmen. Dieser Schritt soll mithilfe einer Kompositionsskizze durchgeführt werden, bei der die Schüler*innen eine Kopie des Bildes und eine Folie erhalten, womit sie den Bildbestand und die Bildordnung umrisshaft verdeutlichen. Eine Beschriftung der Umrisse leitet die Schüler*innen nochmals an, genau hinzusehen, aus welchen Darstellungen das Bild überhaupt besteht. Das übergeordnete Ziel dieser Aufgabe besteht jedoch nicht darin, alle Einzelheiten zu benennen, sondern zu erkennen, welche Elemente zusammen gehören, einen großen Raum einnehmen usw.

Dies dient der Vorbereitung der Deutung des Bildes, schließlich verfolgt der Künstler eine Intention mit seiner Anordnung und Gestaltung. Zur Zwischensicherung wird eine Kompositionsskizze exemplarisch ausgewertet und der Zusammenhang und die Wirkung wichtiger Beobachtungen im Bildganzen geklärt. Es folgt die Analyse des Bildgehalts. In diesem Schritt wird nach einigen Vermutungen der Schüler*innen erstmalig der Name des Künstlers, der Titel des Kunstwerks und das Entstehungsdatum genannt. Auf dieser Basis und mithilfe ihrer Erkenntnisse aus der ersten Erarbeitungsphase deuten die Schüler*innen die theologische Aussage. Im Sinne der didaktischen Reduktion wird diese Deutung kriteriengeleitet durchgeführt, indem (für das jeweilige Kunstwerk passende) Leitfragen vorgegeben werden, an denen sich die Schüler*innen orientieren können. 


Mögliche Themenbereiche:
Kreuzigungsdarstellungen/ Bibelgeschichten

 

Quellen: Röckel, Gerhard: Grundschritte der Erschließung von Bildern der Kunst. Vor Bildern über Bilder sprechen lernen. In: Methodenkompetenz im RU, Reihe: ru konkret 4, Kevelaer 1999 (Signatur Medienstelle: 268.99 ruk 4).