Name: Mathias Winkler
Alter: 36
Wohnort: Aachen
Funktion: Professurvertreter am Lehrstuhl für Altes Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum
Was macht Ihnen an Ihrer Tätigkeit als Hochschullehrer für Katholische Theologie besonders große Freude?
Mir macht Freude, dass das ganze Geschäft eigentlich nie aufhört. [...]
Es gibt immer neue Fragen und Themen, denen man sich widmen kann. Das kann man auch in unterschiedlichen Settings verfolgen: mit Studierenden und außeruniversitären Interessierten, mit Kolleginnen und Kollegen aus der Theologie oder aus anderen Fächern oder aus der Schule, Kirche usw.; oder auch ganz allein. Besonders schön ist: Ich kann das machen, was mich interessiert und kann interessegeleitet arbeiten. Mir macht es auch Freude, als Multiplikator zu fungieren: Was ich tue, sei es in Lehre oder in Forschung, hat Auswirkungen auf meine Studierenden, wie sie dann Theologie betreiben und vermitteln. Das bringt zugleich eine große Verantwortung mit sich.
Wo sehen Sie die wichtigsten Herausforderungen für Ihre Tätigkeit?
Mir bereiten die rapide sinkenden Studierendenzahlen Sorgen. Da stellt sich mir die Frage, wie man in Kleinstgruppen gut lehren kann. Wie man den Einbruch der Zahlen abfedern kann, ist eine wahnsinnige Herausforderung. Den Königsweg hat da bisher niemand gefunden. Hinzu kommt, dass viele Studierende weniger vorgeprägt sind und mit weniger Vorwissen in Sachen Glauben, Theologie, Kirche an die Uni kommen. Es ist eine Herausforderung, hier alle mitzunehmen, ein Niveau zu haben und zu halten und gleichzeitig alle mitzunehmen.
Was bedeutet für Sie religiöse Bildung?
Mir gefällt hier das Motto von „Theologie im Fernkurs“ gut: Mehr vom Glauben wissen. Wir glauben, wir fühlen, wir machen Erfahrungen mit Gott. Das ist erst einmal unsortiert und diffus da. Das ist schön und gut. Religiöse Bildung bedeutet für mich, eine reflektierte Sprache zu finden, um dies alles zu durchdringen, besser zu verstehen und so dieses Diffuse, das einfach da und schön ist, für sich dauerhaft zugänglich zu machen, also: Etwas vom Glauben wissen und verstehen. Man kann so auch besser an das Erfahrene anknüpfen und es teilen. Das macht zugleich Lust, sich auch auf neue religiöse Erfahrungen einzulassen und sie zu integrieren. Es hilft auch, die Geister zu unterscheiden.
Welche Wünsche haben Sie an das Katechetische Institut?
Ich benutze vor allem die Bibliothek und die Bestände des KI. Von meiner Benutzungsroutine her gesehen, wäre ein modernerer und besserer online-Katalog schön. Es wäre auch hilfreich, wenn man bei den Ausleihen eine automatische Info bekommt, wenn ein Buch bald fällig ist.
Welches Buch/welchen Film/welche Serie/welchen Podcast möchten Sie unseren Leser*innen empfehlen?
Zwei Serien sind mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben: Die erste ist die dänische Serie „Die Wege des Herrn“. In ihr geht es um die verschiedenen Mitglieder einer „Pfarrersdynastie“ und ihren Schwierigkeiten, der Familientradition, ihrem Glauben und ihren Mitmenschen gerecht zu werden. Höhen und Tiefen, Jubel und Scheitern werden hier sehr eindringlich und sensibel in Szene gesetzt. Die zweite Serie ist die französische Produktion „Dein Wille geschehe“. Priesteramtskandidaten vom reichen Schnösel bis hin zum Mörder verfolgen das gleiche Ziel, aber auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen Überzeugungen, Motivationen usw. Man sieht gut, wie vielfältig christliche Überzeugung und Wirken sein kann und wie die Realität da manchmal in die Quere kommt.
Als Podcast finde ich den englischsprachigen Podcast „Data over Dogma“ Klasse. Hier gehen Profis Bibelmythen und hartnäckigen Fehlinterpretationen und verschwurbelten Ideen zur Bibel auf den Grund – und das auch alles sehr unterhaltsam.