Können wir heute noch authentisch und offen mit Schüler*innen über Gott sprechen? 

Denkwürdig

(c) KI Aachen
Datum:
Di. 13. Juni 2023
Von:
Silke Siegmund

Sind die Schüler*innen an Berufskollegs nicht heute weitgehend ohne den christlichen Glauben und Gott aufgewachsen?
Wie ist es möglich, das Gespräch über Gott im Unterricht zu führen?

Diese Fragen beschäftigten die Religionslehrer*innen der Berufskollegs aus den Bistümern Aachen und Köln auf der jährlichen Aspel-Tagung in Kloster Steinfeld vom 22.-24.03.23. Erstmals nahmen Religionslehrkräfte aller Bezirke des Bistums an dieser Tagung teil.

Auf der prozessorientiert ausgerichteten Tagungsordnung stand nicht die theologische Herleitung des Gottesbegriffes im Mittelpunkt. Vielmehr wollten die Teilnehmer*innen der eigenen Sprachfähigkeit bezüglich des eigenen Gottesbegriffes auf die Spur kommen, des Gottesbegriffes, den sie im Unterricht mit Schüler*innen, Auszubildenden und Studierenden als Christen bezeugen.

Das eigene Gottesverständnis in Worte zu fassen und in verschiedenen Gesprächsgruppen darüber in den Austausch zu kommen bildete den Auftakt der Tagung. Über die Konfrontation und Auseinandersetzung mit „sperrigen“ Gottesbildern aus Altem und Neuem Testament gelangten die Teilnehmer zu einer intensiven persönlichen Auseinandersetzung mit dem Gottesbegriff und den Erfahrungen im eigenen Lebenslauf. In diesem Prozess behutsam begleitet und angeleitet durch die Pastoralreferentin und Supervisorin M. Döbbe aus Münster und von Pfarrer Matthias Hembrock aus Bocholt gelang es, zunächst die eigene Sprachfähigkeit über „Gott“ zu finden und in Ausdruck zu bringen, bevor die Frage gestellt werden konnte, wie wir Lehrer*innen mit unserem eigenen Gottesbegriff ins Gespräch mit Schüler*innen kommen können.

Eigene Erfahrungen, die uns in der Vergangenheit das Sprechen über Gott im Unterricht schwierig gemacht haben, waren auch hier der Ausgangspunkt der Arbeit am persönlichen Selbstverständnis als Religionslehrer*in. Ausgehend von eigenen Zweifeln und empfundener Sprachlosigkeit fand jede*r Teilnehmer*in im Gespräch zu seiner je eigenen Sprechfähigkeit über „Gott“, welche uns gestärkt im eigenen Glauben und für den Unterricht aus der Tagung nach Hause fahren ließ, mit neuen Formulierungen und der Erkenntnis, dass es auf die Frage nach Gott nicht immer eine konkrete Antwort geben kann und muss.

Der Höhepunkt der Tagung war jedoch am Freitag Nachmittag die Verabschiedung des langjährigen Leiters der Aspeltagungen, Johannes Gather, der im August in den Ruhestand geht. Aspel war dabei der Ort der Tagungen zu Beginn seiner Tätigkeit im Bistum Aachen – ein Name, der immer eng mit Johannes Gather verbunden sein wird. Seine Sorgfalt und sein Verständnis für die Interessen und Bedürfnisse der Teilnehmer haben seit vielen Jahren die Vorbereitung und Durchführung der Tagungen zusammen mit den Bezirksbeauftragten geprägt. Entsprechend gebührend wurde er von der gesamten Gruppe mit einem heimlich vorbereiteten Programm aller Teilnehmer*innen verabschiedet, bei der auch die ein oder andere Träne floss.

Sein Erbe bleibt: eine mehrtätige prozessorientierte Fortbildung für die Religionslehrer*innen am BK im Bistum Aachen wird es in Kloster Steinfeld auch in kommenden Jahr wieder geben: die „BK!-Steinfeld – Tagung“ vom 6.-8.3.24, die nun von den Bezirksbeauftragten des Bistums vorbereitet und geleitet werden wird.


 Silke Siegmund, Bezirksbeauftragte