Anfang der 80er Jahre. Der junge Johannes Gather besucht während seines Referendariats zum ersten Mal die Medienstelle des Katechetischen Instituts – und ist hellauf begeistert. In einer solch inspirierenden und angenehmen Atmosphäre würde er gerne einmal arbeiten, denkt er sich damals und weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er nur wenig später, gleich nach seinem Referendariat, vom Fleck weg für das KI engagiert werden wird.
Er war dem damaligen Leiter der zuständigen Hauptabteilung, der an seiner Staatsprüfung teilgenommen hatte, in Erinnerung geblieben und bekam auf dessen Veranlassung hin unverhofft die Chance, an seinem Wunscharbeitsplatz zu wirken. Das ist nur eine von vielen Anekdoten, die Johannes Gather über seine Anfänge im KI gerne zum Besten gab. Fast 40 Jahre nach seinem Dienstbeginn und unzähligen Fortbildungsveranstaltungen tritt Johannes Gather nun zum Ende des Schuljahrs in den Ruhestand. Aus diesem Anlass waren Freunde und Verwandte, aktuelle und ehemalige Kolleg*innen, Kooperationspartner*innen aus Verbänden und den anderen nordrheinwestfälischen Bistümern im KI zusammengekommen, um ihm einen unvergesslichen Abschied zu bereiten. Gewünscht hatte sich Johannes Gather keinen Nachruf, sondern ein beschwingtes Fest für Kopf, Herz und Hand. Und das wurde es dann auch.
"God is the answer"
Los ging es aus Wunsch Johannes Gathers mit einem Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Kropač (Katholische Universität Eichstätt), der sich nichts Geringeres vorgenommen hatte als zu zeigen, wie die Gottesfrage angesichts wachsender Religions- und Konfessionslosigkeit im Religionsunterricht noch immer gestellt und besprochen werden könnte: „God is the answer!“ „What was the question?“ - so der Titel seines instruktiven Referats, das einen weiten Bogen aufspannte und doch sehr anschaulich blieb. Nach einer genauen Analyse der konfessionellen und religiösen Zugehörigkeit junger Menschen und ihrer religiösen Selbsteinschätzung sowie einer terminologischen Klärung des Begriffs „Konfessionslosigkeit“ arbeitete Kropač für den Religionsunterricht mit faktisch oder nominell konfessionslosen Schüler*innen drei Ziele heraus.
Ausgehend von den großen Fragen der Schüler*innen, könne der Religionsunterricht einen denkerischen Horizont für die Gottesfrage aufspannen. Kropač machte das am Beispiel der Seinsfrage deutlich und verknüpfte Berkeleys „Sein ist Wahrgenommenwerden“ mit der Identitätsarbeit heutiger Jugendlicher in den sozialen Medien und Sarah Connors „Wie schön Du bist“. Darüber hinaus könne der Religionsunterricht religiöse Sprache erschließen und die (Religions-)Kultur als produktiven Ort für die Gottesfrage wahrnehmen helfen. Denn die religiöse Dimension von Sprache und Kultur sei keinesfalls verschwunden, sondern jetzt und künftig, wenngleich unter veränderten Bedingungen, lebendig und bedeutsam: individuell und kollektiv.
Nie mit Phrasen zufriden gegeben
Kropačs Thesen gaben genügend Anlass zur Vertiefung und Problematisierung – in der offiziellen Fragerunde und beim anschließenden Imbiss, dem die offizielle Verabschiedung folgte. Alle Redner*innen, die sich angemeldet hatten, hoben in ihren mal launigen, mal ernsten Beiträgen Johannes Gathers Bodenständigkeit hervor (symbolisch bekam er einen Sack Kartoffeln überreicht) – und darüber hinaus seine klare, engagierte Haltung, seinen analytisch präzisen Verstand, der sich nie mit (pädagogischen) Phrasen zufriedengab, sein pragmatisches und konzeptionelles Engagement für die Religionslehrer*innen besonders an Berufskollegs – auch weit über das Bistum hinaus.
Am Schluss der Veranstaltung brachten es die Kolleg*innen des Arbeitsbereichs Fort-, Aus- und Weiterbildung mit einem Bilderrätsel auf den Punkt, das die Gäste übrigens eher zu lösen vermochten als der Geehrte selbst: Mit Johannes Gather verlässt ein „Urgestein“ das Katechetische Institut. Kein Grund aber für Sentimentalität – vor allem nicht bei Johannes Gather selbst.
Er bedankte sich bei den Anwesenden für die lebendige Zusammenarbeit und endete, wie es seine Art war, ganz schlicht: „Ich habe fertig!“ Für alles, was Johannes Gather in seinen nahezu vierzig Berufsjahren für Religionslehrer*innen im Bistum Aachen getan hat, möchten wir ihm ein herzliches „Vergelt’s Gott“ sagen. Auch wenn er selbst nun „fertig hat“ – seine Arbeit wirkt fort.
Alexander Schüller