Pedro Alcade, Merlín Alcade, Guim Tió (Illustrationen): Metaphern. Die Geschichte der Philosophie in 24 Bildern, München: Prestel 2025, 58 S., 24,00 €; ISBN 978-3791375991.
Das Buch ist in der Religionspädagogischen Medienstelle einsehbar und ausleihbar.
Metaphern bringen uns auf die Spur des Unsichtbaren und öffnen uns in der Philosophie wie in der Theologie immer wieder überraschend die Augen. In diesem Sinne stellt Rainer Oberthür fest, dass das Buch „Metaphern“, geschrieben aus und mit der Perspektive der Philosophie, auch religionspädagogisch inspirieren kann.
Metaphern sind, metaphorisch ausgedrückt, Quelle, Wegbegleiter und Motor eines Religionsunterrichts, der die Lernenden zum Nachdenken und Staunen, zum Fragen, Antworten und Weiterfragen, zu sinnvollen Erfahrungen und Erkenntnissen, zum Finden einer eigenen religiösen Sprache anstiften möchte. Wir gehen gemeinsam auf die Reise, betreten den Garten unseres Planeten in diesem einzigen Universum, begeben uns auf das Meer des bewussten und unbewussten Lebens, erforschen die tieferen Schichten des Eisberges, durchqueren auch die Wüsten menschlicher Erfahrungen, erleben uns manchmal als Marionetten in den Zufällen unserer Lebensgeschichte, erproben Sprachspiele in Fragen von Religion und Glaube, befragen biblische Geschichten und Worte als Spiegel unseres Existenz, bringen Licht und Dunkelheit zur Sprache und sind berührt vom miteinander verwobenen zweifachen Geheimnis, das wir als Menschenseele sind und das wir Gott nennen.
Faszinierendes Buch mit kongenialen Illustrationen
Und schon habe ich 10 der 24 Metaphern der gleichnamigen Veröffentlichung zur Sprache gebracht: „Metaphern. Die Geschichte der Philosophie in 24 Bildern“ ist ein faszinierendes Buch von Pedro und Merlín Alcade mit kongenialen Illustrationen von Guim Tió. Mir gefällt die klare Struktur mit 24 Doppelseiten, die auf der linken Seite jeweils die Metapher mit einer kleinen Vignette zeigt, die philosophische Bezugsperson mit der Lebenszeit in einem markanten Zitat und einem dichten Text vorstellt und ihn in seiner Epoche einordnet, und dann auf der rechten Seite ein wunderbar stimmungsvolles, nachdenkliches Bild präsentiert. Es geht um diese Metaphern und Philosophen: Fluss – Heraklit / Kugel – Parmenides / Yin-Yang - Lao-Tse / Höhle – Platon / Garten -Epikur / Marionette - Mark Aurel / Spiegel -Augustinus / Rasiermesser – Ockham / Reise – Montaigne / Wolf – Hobbes / Licht – Diderot / Taube – Kant / Eule – Hegel / Geheimnis – Kierkegaard / Opium – Marx / Meer – Nietzsche / Eisberg – Freud / Spiel – Wittgenstein / Aura – Benjamin / Wüste – Arendt / Rhizom -Deleuze und Guatttari / Orient – Said / Matrix – Butler / Flüssiges - Baumann. Der chronologische Durchgang wird schließlich in einem informativen Zeitstrahl mit Einordnungen durch historische Ereignisse und philosophische Epochen zusammenfassend vor Augen geführt und abgerundet.
Inspiration zum Weiterdenken
Das ist in der Kürze inspirierend zum Weiterdenken, macht neugierig und zeigt, wie nah die Haltungen und Sprachspiele von Philosophie und Theologie beieinander liegen, wie anregend und aufschlussreich diese Metaphern auch für „Übertragungen“ im Religionsunterricht sind. Das ist ja genau der Wortsinn einer Metapher, der schon auf der Auftaktseite benannt wird: die Übertragung eines Wortes von einem Zusammenhang in einen anderen im konzeptionellen Sinn: „Durch sie wird ein Wort oder ein Konzept, das nicht greifbar ist, auf ein Wort übertragen, das etwas für uns Sichtbares oder Greifbares beschreibt … Die philosophischen Metaphern machen das Abstrakte, das in ihnen haust, weniger abstrakt und laden uns dazu ein, weiterzudenken und uns zu fragen, ob unsere Art die Welt und uns selbst zu verstehen, nicht von Grund auf durch diese Metaphern geprägt ist.“ (S. 2f) Und – so möchte ich ergänzen – ob wir unsere Art des Selbst- und Weltverständnisses nicht über, mit und in Metaphern aktiv gestalten.
So wirkt dieses wunderschön gestaltete Buch noch lange nach und lädt zum Verweilen und mehrfachen Lesen, Betrachten und Vergegenwärtigen ein – sicher schon für jugendliche Leser*innen sowie für alle im Haus der Schule, Gemeinde und Familie!
Rainer Oberthür