Am Dienstag, den 15.08., fand bei schönsten Sommerwetter der Besuch der jüdischen Synagoge in Aachen unter Leitung von Herrn Dr. Jean-Pierre Sterck-Degueldre (KI) und Frau Folke Keden-Obrikat (Evangelische Schulreferentin Kirchenkreis Aachen) statt.
Die Führung übernahm der Student Daniel Tarchis, der mit vielen sachkundigen Informationen und lockeren Sprüchen die Gruppe von rund 30 Teilnehmer*innen durch die Synagoge führte.
Daniel Tarchis erklärte eingangs das Mahnmal von Heinz Toballa, das vor der Synagoge erbaut wurde und von oben betrachtet einen Davidstern zu erkennen gibt. Der aus Glasscheiben bestehende Stern erinnert an die Geschichte Israels sowie an die Zerstörung der Synagoge in der Reichspogromnacht 1938: Trotz vieler Schläge ragt der Stern in seinem Wesen unzerstörbar in die Zukunft.
Die Inschrift enthält ein Jesaja-Zitat: "Und der Herr sagte, es ist zu wenig, dass du Israel mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten. Ich mache dich zum Licht für die Völker, damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.“ (Jes 49,6)
Nach einleitenden Informationen zum jüdischen Glauben und u.a. zu der ausgestellten Thorarolle, durften die Teilnehmer*innen den Gebetsraum betreten und auch die Thora im Thoraschrein bestaunen. Der Blick sei immer nach Osten in Richtung Jerusalem ausgerichtet. Im Raum befinden sich keine Abbildungen, so Daniel Tarchis, da diese vom Gebet ablenken könnten. Zwölf Steintafeln verweisen auf die zwölf Stämme Israels, die es gilt zu würdigen.
Jede Thora wird nach strengen Regeln handschriftlich produziert und muss fehlerfrei sein. Das bedeute für den Schreiber mitunter eine jahrelange Arbeit: Ein Raunen der Ehrfurcht zog durch die Gruppe. Die Menora, der siebenarmige Leuchter, sei neben dem Davidsstern ein zentrales Symbol des Judentums, und verweise auf die Schöpfung in 6 bzw. 7 Tagen. Zum achttägigen Lichterfest Chanuka verwende man hingegen einen ein acht- bis neunarmigen Leuchter.
Aus den Reihen der Teilnehmenden gab es noch viele Fragen und so manch staunendes Gesicht, so z.B. als Daniel Tarchis betonte, dass innerhalb des Judentums den Frauen die Rechte, den Männern jedoch die Pflichten zustehen. Deshalb säßen die Frauen in der Synagoge im oberen Bereich (Frauenempore), näher am Himmel, da sie u.a. das Leben schenken. Der Mann hingegen sitze im unteren Bereich, um seine Pflichten zu erfüllen.
Nach anderthalb Stunden hat sich eine sichtbar begeisterte und dankbare Gruppe von der jüdischen Gemeine verabschiedet. „Ein sehr interessanter Besuch, der uns bereichert und erfüllt hat“, so der O-Ton eine Besucherin.
An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an die Gemeinde sowie an den Gemeinderabbiner Michel Jedwabny.
Aimée Suchan