"Ich liebe die kritische Auseinandersetzung mit allem, was religiöse Bildung ist."

Auch der Titel eines „Musikdoktors“ wird immer noch als Dr. phil. bezeichnet. Andere ordnen die Musik mit großer Leidenschaft der Theologie zu. Es gibt auch die Auffassung, Musik sei im Grunde Mathematik und andere sehen sie ausschließlich als ein Phänomen der Seele, Platon sieht sogar die gesamte Weltseele im Kontext der Musik. Und dass die Musik und das Singen beim Hören oder beim aktiven Musizieren wunderbare neue Welten eröffnet und friedensstiftend wirken kann, muss man wohl kaum erwähnen.

Wo sehen Sie die wichtigsten Herausforderungen für Ihre Tätigkeit? 
Musik wird heute als Produkt eines Marktes verstanden, mit dem einige, die in den TV-Sendungen als „Künstler*innen“ bezeichnet werden, sehr viel Geld verdienen. ….
Babies haben ein sehr feines Gehör und begegnen allem Akustischen (Sprache, Musik etc.) mit großer Neugier. Sofern man sie bei dieser Entwicklung nicht stört, lernen sie diese Imitationen von Sprache und Tonhöhen spielerisch. Letzteres dauert allerdings 10 Jahre. In den Schulen müssen diese noch Kinder dann etwas über das „museale Kulturgut“ Musik lernen, obwohl anders angesagt ist…: Das sind viele Herausforderungen!

Was bedeutet für Sie religiöse Bildung?
Das Geistesleben des jüdisch-christlichen Abendland ist so stark mit der Geschichte dieser Ursprungsreligion verbunden, dass jegliche Bildung auf religiöser Bildung basieren sollte. Vor allem liebe ich die kritische Auseinandersetzung mit allem, was religiöse Bildung umfasst. 

Welche Wünsche haben Sie an das Katechetische Institut? 
Ich wünsche mir mehr Artikel und Berichterstattungen in den lokalen Medien. Es kann nicht sein, dass Drewermann eingeladen wurde und Interessierte wie ich wussten davon nichts. Eine Plakataktion mit 800 Plakaten kostet ja auch nur wenige Hundert Euro, die man dann bequem durch den Eintritt finanzieren kann. 

Welches Buch/welchen Film/welche Serie/welchen Podcast möchten Sie unseren Leser*innen empfehlen?
In den folgenden Büchern, die mir von einigen Theologen empfohlen wurden, habe ich als kirchenkritischer Leser vieles entdeckt, von dem man nur selten etwas erfährt. 

- Simone Horstmann, Thomas Ruster, Gregor Taxacher: Alles, was atmet. Eine Theologie der Tiere. 2018. (Sign. 69558)
- Dysmas de Lassus: Verheißung und Verrat. Geistlicher Missbrauch in Orden und Gemeinschaften der katholischen Kirche. 2022. (Sign. 72321)
- Frank Crüsemann: Das Alte Testament als Wahrheitsraum des Neuen. Die neue Sicht der christlichen Bibel. 2011. (Sign. 63462)
- Markus Tiwald: Frühjudentum und beginnendes Christentum: Gemeinsame Wurzeln und das Parting of Ways, 2022. (Sign. 67666)

Hinweis der Redaktion: Alle Bücher sind unter der angegebenen Signatur in der Diözesanbibliothek einseh- und ausleihbar.