Spirituelle Auszeit in der Benediktinerabtei Kornelimünster:
Soll man an einem Freitag Nachmittag zu einer Fortbildung gehen? Die Kolleg*innen, die sich am 16.05. im Anianesaal der Benediktinerabtei versammelten, hatten diese Frage bereits durch ihre Anmeldung mit „Ja“ beantwortet – trotz oder gerade wegen der anstrengenden Arbeitswoche. Sie freuten sich auf eine spirituelle Auszeit an einem besonderen Ort.
Angeleitet von Bruder Antonius Kuckhoff OSB, Mönch in der Benediktinerabtei Kornelimünster, begegneten sie an diesem Nachtmittag den Elija-Bildern von Janet Brooks Gerloff, in stiller Betrachtung und im gemeinsamen Gespräch, einige von ihnen sogar zum ersten Mal. Zur Vorbereitung auf diese Begegnung führte Bruder Antonius, promovierter Alttestamentler, die Teilnehmer*innen zunächst kundig durch den zugrundeliegenden Bibeltext aus dem Ersten Buch der Könige. Wie viel es auch in einem durchaus bekannten Text noch zu entdecken gibt! Zum Beispiel das Säuseln Gottes. Das im Text verwendete hebräische Wort bezeichnet die Ruhe nach dem Sturm; es wird auch in Psalm 107,29 verwendet: „Er machte aus dem Sturm ein Säuseln, und es schwiegen die Wogen des Meeres“ (Einheitsübersetzung). Ähnlich fühlten sich bald auch die Teilnehmer*innen der Auszeit: Die Wogen, die durch die Woche gerauscht waren, der Sturm schulischer Aufgaben und Verpflichtungen - all das war schneller als gedacht zur Ruhe gekommen.
Gefühlslage heutiger Menschen
Dass die Elija-Bilder von Janet Brooks Gerloff irgendwie auch jenes Hin und Her visualisieren, das die Gefühlslage heutiger Menschen an der Schwelle von Arbeit und Erholung, Verzweiflung und Hoffnung kennzeichnet, wurde bei den gemeinsamen Bildbetrachtungen deutlich. Da ist ein Mensch, der das Weite sucht, sich deprimiert, geradezu lebensüberdrüssig fühlt, sich plötzlich aber durch eine Stimme (bei Elija: die Stimme eines Engels) angesprochen und ermutigt fühlt, sodass er sich wieder erheben, sogar zu den Menschen zurückkehren und die ihm zugedachten Aufgaben erfüllen kann. Diese im Bibeltext dargestellte, gleichsam paradigmatische Situation, in der sich auch Lehrer*innen wiederfinden können, hat Janet Brooks kongenial eingefangen. Das tastende Gespräch über ihre vier Elija-Bilder brachte spannende und vor allem unterschiedliche Perspektiven zusammen und machte die existentielle Tiefendimension dieser scheinbar schlichten Bilder erfahrbar.
Anschließend konnten die Teilnehmer*innen in der Stille des Klostergartens weiter über die Bilder meditieren – oder sich einfach ausruhen und den herrlichen Sonnenschein genießen. „Ich habe gar nicht das Gefühl, dass es Freitag ist“, sagte bei der Abschlussreflexion, eine Kollegin, „denn ich fühle mich frisch und voller Tatendrang“. Auch die anderen Teilnehmer*innen waren sich einig: Wir sind gestärkt – spirituell: durch die Begegnung mit dem Text, den Bildern, den Kolleg*innen und dem eigenen Ich, und leiblich: durch Kaffee, Tee und Kuchen, den die Abtei bereitgestellt hatte. Elijas Wüstenerfahrung ist an diesem Nachmittag zu unserer eigenen Erfahrung geworden – und das verlangt nach einer Fortsetzung. Die nächste spirituelle Auszeit in der Abtei ist deshalb schon geplant; sie wird am 06.03.2026 stattfinden und sich den Osterbildern von Janet Brooks Gerloff widmen. Mehr darüber erfahren Sie in unserem neuen Fortbildungsprogramm „ReliMaps 26/26“, das sie pünktlich zum neuen Schuljahr erhalten werden.
Alexander Schüller