Hanna - ein merkwürdiges Mädchen

Warum wirkt sie so in sich selbst verkapselt, dass die Erzählerin Josefin bei ihrer ersten Begegnung den Eindruck gewinnt, sie habe sich dafür entschieden, unterzutauchen; "aufrecht, in einem Mantel aus lauter Regen."
Ist sie vielleicht gar nicht die, für die sie sich ausgibt, wie Josefins Mutter mit dem Spürsinn der Hobby-Kriminologin vermutet? Die Ich-Erzählerin in Susan Krellers Buch geht diesen und anderen Geheimnissen um ihre neue Klassenkameradin auf den Grund. Dabei freundet sich sich allmählich mit dem zunächst abweisenden und wortkargen Mädchen an, besucht mit ihm die örtliche Sternwarte, dann die eigene Oma und lädt es schließlich zu einem Abendessen zu sich nach Hause ein, das anders als geplant verläuft – und Hanna ihren Gastgebern gerade deshalb liebenswert erscheinen lässt. Von nun an hat sie einen Platz in der Familie. Doch so nah sie Josefin auch kommt, so unklar bleibt doch, wer sie ist und wie es um ihre Familie bestellt ist, die alles dafür tut, nicht aufzufallen.
Für die Distanz, das Geheimnisvolle an Hanna und ihren Eltern, das nur schwer zu durchdringen ist, steht der Regen, der mit Hanna leitmotivisch verbunden ist. Er verwischt alles Spuren, wie es im Buch heißt, ja er verwischt auch Menschen. Hanna soll undurchschaubar bleiben; sie darf nach dem Willen ihrer Eltern keinen Kontakt zu anderen Kindern haben – und sucht doch die Freundschaft, die ihr in ihrer ebenso prekären wie unsteten Situation wenigstens einen temporären Halt zu geben vermag. Hanna und ihre Familie werden dabei für kurze Zeit zum Gegenmodell zu ihrer eigenen Familie, die ein dunkles Geheimnis zu verbergen sucht. Dieses Geheimnis wird am Ende gelüftet, doch die Wahrheit ist anders als vermutet.

Preisgekrönte Schriftstellerin

Die vielfach preisgekrönte Schriftstellerin Susan Kreller (u.a. Deutscher Jugendliteraturpreis 2015, Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2020) hat mit "Hannas Regen" (für Leser*innen ab 13 Jahre) erneut unter Beweis gestellt, "dass sie mit einer gleichbleibenden hohen Qualität und ihrer ganz eigenen, prosaisch-wortgewandten Stimme zu einer der größten deutschen Jugendbuchautor*innen geworden ist, deren Bücher auch Erwachsene in den Bann ziehen" (Sabine Wagner, buecher-leben.de).
Das Buch ist spannend und kurzweilig und zeigt uns auf wunderbar einfühlsame Weise die Entwicklung einer nicht unproblematischen, tief berührenden Freundschaft, durch die Josefin auch sich selbst neu zu entdecken lernt. Es lädt zum Schmunzeln über die Schrullen einzelner Figuren ein (z.B. über Hannas Vater, der sich gerne mit den Namen von Nobelpreisträgern o.ä. am Telefon meldet) und behandelt ein brisantes Thema auf gekonnt heiter-ernste Weise. Zu Recht war es für den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis nominiert.

Sie können „Hannas Regen“ gerne im neuen Belletristik-Regal der Religionspädagogischen Medienstelle einsehen und ausleihen.

Lesung mit Susan Kreller im KI
Und dann noch ein Hinweis: Am Donnerstag, 21. September, 18.00 Uhr, wird Susan Kreller im KI zu Gast sein, aus „Hannas Regen“ vorlesen, alle Ihre Fragen beantworten und natürlich Bücher signieren. Dazu möchten wir Sie schon jetzt einladen. Kinder und Jugendliche sind natürlich ebenfalls herzlich zu dieser Lesung willkommen, die wir in Kooperation mit der Burtscheider Buchhandlung „Das Worthaus“ durchführen.

Alexander Schüller