Gregor Maria Hoff: „Nebel, am Ende“

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(c) echter Verlag
Datum:
Di. 4. Feb. 2025
Von:
Alexander Schüller

Gibt es einen passenden Ort zum Sterben? Wenn man dem Erzähler in Gregor Maria Hoffs neuem Krimi glaubt, dann gibt es diesen Ort. Er liegt am Niederrhein und heißt Dornbusch. Dieses Dornbusch existiert wirklich; es gehört zu Viersen. Doch Hoffs Dornbusch ist ein symbolischer, ein vom Tod bedrohter Ort, an dem eine der Figuren, Melchior, nicht von ungefähr einen virtuellen Friedhof betreibt – eine Welt, wie es im Roman heißt, „die es nicht gibt“. Die Hauptfigur, Kommissar Barth, steht an der Schwelle zu dieser Welt.

Nach einer schweren Lungenoperation ist Barth in seine Heimat Dornbusch zurückgekehrt, um im Haus seines Schulfreunds Jakob Beerwein den Tod zu erwarten. Auch mit Jakob, dem Pfarrer, geht es bergab; seine Erinnerungen werden durch eine Demenz vernebelt – wie überhaupt alles im Nebel zu versinken scheint. Als sich der Nebel aber kurzzeitig lichtet, gibt er Entsetzliches preis: einen tot im Baum hängenden Mann. Hat dieser Mann sich selbst getötet, verzweifelt darüber, dass sein Haus den Braunkohlebaggern zum Opfer fallen wird, deren Lärm das Leben im Dorf orchestriert? Oder ist er ermordet worden? Und warum baumelt am selben Baum bald ein weiterer Mann, dessen inneren kleinen Zeh ein geheimnisvoller Buchstabe ziert, den der zeichenkundige Jakob auch am Fuß des ersten Toten entdeckt hatte? Kommissar Barth dringt im Laufe seiner Ermittlungen, bei dem ihm die Freunde, sein ehemaliger Kollege Lameck und die attraktive Rebecca Coenen zur Seite stehen, in eine vom Nebel jahrzehntelangen Schweigens verhüllte Dorf- und Familiengeschichte ein, die ihm auch die eigene Vergangenheit in Erinnerung ruft. 

Erinnerung als zentrales Thema
„Nebel, am Ende“ ist der zweite Teil eines Krimi-Triptychons und knüpft an den gleichfalls bei Echter erschienenen Vorgänger „Welt verloren“ an, allerdings ohne dessen Kenntnis vorauszusetzen. Erneut hat Hoff, gebürtiger Viersener und im Hauptberuf Fundamentaltheologe an der Universität Salzburg, einen atmosphärisch dichten, tiefgründigen und klug komponierten Roman geschrieben, mit erkennbarem, aber nicht übertriebenem Lokalkolorit – und einem zentralen Thema: der Erinnerung. Sie ist in diesem empfehlenswerten Roman bedroht, aber auch bleibend, düster, aber auch erhellend. Denn erst als sich der Nebel über der Vergangenheit verzieht, lassen sich die Todesfälle aufklären.

Gregor Maria Hoff: Nebel, am Ende. Kriminalroman. 244 S., 13,5 x 21 cm, Echter-Verlag, Würzburg 2024, Preis: 14,90 Euro.

 

Hinweis:
Gregor Maria Hoff wird am Dienstag, 18.02., 18.00 Uhr, im Domshop in Aachen aus seinem Krimi lesen. Eintritt: 5 Euro. Die Karten erhalten Sie im Domshop.

 

Alexander Schüller