Gott ist wie...

Sehenswert

(c) Gütersloher Verlag
Datum:
Di. 4. Feb. 2025
Von:
Alexander Schüller

Rachel Held Evans, Matthew Paul Turner: Gott ist wie … Mit den Kleinsten das Allergrößte entdecken. Mit einem Vorwort von Daniel Jonce Evans und Illustrationen von Ying Hui Tan. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2022, 48 Seiten, 16,00 €; ISBN 978-3-579-06285-3 (ab 3 Jahren).

Das Buch ist in der Religionspädagogischen Medienstelle unter der Signatur 268.92 Held einseh- und ausleihbar. Zudem gibt es einen Unterrichtsvorschlag (Klasse 8-10) in: rpi-Impulse 01/2024, S. 18-21

Ein Fels, eine Burg, ein Adler. Die biblischen Texte sind voll von Bildern, die Gott und sein Verhältnis zu den Menschen anschaulich zu machen suchen und dafür an alltägliche, jedem zugängliche Erfahrungen anknüpfen. Die Vielfalt der Bilder etwa in den Psalmen deutet allerdings darauf hin, dass jedes dieser Bilder und alle zusammen Gott nicht annähernd gerecht zu werden vermögen. Er ist immer mehr und anders als ein Fels, eine Burg, ein Adler. Wie aber lässt sich diese für die Entwicklung des persönlichen Gottesbildes zentrale und zugleich knifflige Erkenntnis bereits Kindern, obendrein Kleinkindern, angemessen näher bringen? 

Sensibel gestaltetes und getextetes Buch
Rachel Held Evans, Kolumnistin und New York Times-Bestseller-Autorin, und Matthew Paul Turner, Kinderbuch Bestseller-Autor, haben sich an dieser komplexen Aufgabe versucht. Da Evans während der Arbeiten an „Wie ist Gott...“ verstarb, führte Turner das Buch allein und in ihrem Sinne fort. Für die Illustrationen gewann er die in Großbritannien lebende, malaysische Grafikerin Ying Hui Tan. Entstanden ist aus dieser Kooperation ein sensibel getextetes und gestaltetes Buch, in dem die biblische Metaphorik aufgegriffen und mit Blick auf die gegenwärtige Lebenswelt ergänzt wird. So wird Gott den Kindern etwa als Trupp von drei Tänzern vorgestellt – ein gelungener Versuch, die göttliche Trinität für Kleinkinder ins Bild zu bringen. Die innertrinitarische Viefalt wird dabei in einen vertrauten, menschlichen Bereich transponiert, sodass die Kinder die Einheit und Vielfalt der drei Personen anhand eines Beispiels, das ihrem Verstehenshorizont angepasst ist, wenigstens in ersten Ansätzen zu verstehen vermögen: Die Tänzer tanzen gemeinsam und sind doch je für sich Person: drei Figuren, die in Beziehung zueinander stehen, aber eben drei unterschiedliche Figuren mit unterschiedlichen Haut- und Haarfarben und Geschlechtermerkmalen. Diversität kennzeichnet überhaupt das ganze Buch und ist z.B. auch den Kindern zu eigen, die den Betrachter*innen als Identifikationsfiguren und Begleiter*innen angeboten werden: Sie sind schwarz und weiß, und eines sitzt im Rollstuhl.
So passen die Wertschätzung der Vielfalt, die den Ansatz des Buches und seine kurzen Texte bestimmt, und die farbenfrohen Illustrationen bestens zusammen. Auch an anderen Stellen des Buches wird deutlich, dass Text und Bild in einem klugen Verhältnis zueinander stehen, etwa wenn die Illustration zur Festungsmetapher die Kinder vor der Festung in einem – vertrauteren – Zelt schlafen zeigt, zusammen mit ihrem Hund, da Gottes Schutz, so die Botschaft, allen Lebewesen gilt. Manchmal besteht zwischen Bild und Text aber auch eine produktive Spannung, etwa dort, wo Gott als nachsichtig gekennzeichnet wird, während das Bild eine Frau, vielleicht die Mutter, zeigt, die mit vor Schreck geweiteten Augen sehen muss, dass zwei Kinder ihre Küche verwüsten. Wie wird sie reagieren? Näher an den Erfahrungshorizont der Kinder, ihre Ängste und Sehnsüchte kann ein Buch über Gott nicht kommen. Da ist es nur konsequent, dass die Autoren die Kinder zu guter Letzt animieren, aus ihren eigenen Erfahrungen heraus selbst neue Gottesbilder zu entwickeln. 

Alexander Schüller