Ella und der Vogel

Sehenswert

(c) Brendow
Datum:
Di. 27. Mai 2025
Von:
Alexander Schüller

Miriam Tölgyesi (Text), Ute Wittmann (Illustrationen): Ella und der Vogel. Für alle, die ihrer Seele Flügel verleihen möchten. Moers: Brendow-Verlag 2020, 49 S., 16.00 €; ISBN 978-3-96140-175-8 [ab 12 Jahre].

Das Buch ist in der Religionspädagogischen Medienstelle des Katechetischen Instituts, Eupener Str. 132, einsehbar und unter der Signatur 82.053.2 Tölg auch ausleihbar.


Miriam Tölgyesi, ausgebildete Religionslehrerin und heute pädagogische Dozentin an der CVJM-Hochschule in Kassel, hat sich ein herausforderndes Thema vorgenommen – nicht nur für junge Menschen: Wie kann ich mit Trauer, Versagensangst und Verzweiflung umgehen?

Was kann ich tun, wenn ich den Endruck habe, nicht liebenswert zu sein, oder meine zu wissen, dass ich von niemandem ernst genommen werde? Soll ich die destruktiven Gefühle akzeptieren? Oder sie bekämpfen? Ella, ein junges Mädchen, hat sich für den Kampf entschieden. Denn sie wird von diesen Gefühlen, die ihr symbolisch in Gestalt verschiedener Sorgenvögel begegnen, bis in die Nacht hinein gequält. Der Kampf erscheint ihr allerdings bald vergeblich? Müde und mit leerem Blick hockt sie an einem Fluss und weiß nicht weiter. Was kann sie noch tun? Gibt es etwas Besseres als diesen sinnlosen Kampf gegen einen übermächtigen Alpdruck? Kann sie mit den Sorgenvögeln besser zurecht kommen? Muss man sie vielleicht nur anders betrachten? Verbirgt sich im hässlichsten Sorgenvogel – eben wenn man ihn anders betrachtet – der allerschönste Vogel? Anknüpfend an Matthäus 6,25-27, macht Miriam Tölgyesi in ihrer behutsam und mit psychologischem Geschick erzählten Geschichte deutlich, dass es nichts bringt, das eigene Denken und Fühlen von Sorgen beherrschen zu lassen.
Welcher Umgang mit den Sorgenvögeln lebensförderlicher wäre, das können Kinder ab 12 Jahren und sogar Erwachsene in diesem liebevoll gestalteten Bilderbuch geradezu plastisch miterleben. Die Illustrationen von Ute Wittmann, Diplom-Textil-Designerin, bringen Ella und die Sorgenvögel wunderbar ins Bild und verzichten doch nie völlig auf Farbe. Ein Rest von Hoffnung bleibt erkennbar. Es ist die besondere Leistung dieses sprachlich einfachen und doch tiefgründigen Buches, sowohl Kindern als auch Erwachsenen zu zeigen, dass selbst die schlimmsten Sorgen eine produktive Kraft entfalten können – sofern man nur ihre eigentliche Bedeutung wahrnimmt. Und was könnte diese Wahrnehmung besser schulen als ein Bilderbuch?


Alexander Schüller