Sebastian Haffner: Abschied. München: Hanser-Verlag 2025, 24,00 €; ISBN 978-3446284821
Das Buch ist im Belletristikregal der Religionspädagogischen Medienstelle einsehbar und auch ausleihbar.
„Anmerkungen über Hitler" und „Geschichte eines Deutschen“. Zwei Bücher von Sebastian Haffner, die bis heute verkauft, gelesen und bedacht werden! Dass Haffner mit 24 Jahren einen Roman geschrieben hat – und nie veröffentlicht hat, war lange unbekannt. Bis jetzt.
Denn seine Familie hat „Abschied“ nun aus dem Nachlass freigegeben. Das instruktive Nachwort von Volker Weidermann informiert über die Umstände der Entstehung und Wiederentdeckung des Manuskripts.
Der autobiografisch inspirierte Roman erzählt eine entscheidende Episode aus der Liebesgeschichte von Raimund (Haffners richtiger Namen lautet übrigens Raimund Pretzel), dem Ich-Erzähler, und der faszinierenden, umschwärmten Teddy. Wir treffen beide in Paris, der romantischsten aller Städte, aber zu einem Zeitpunkt, als die Beziehung fast vorbei ist und Raimund sich anschickt, nach Berlin zurückzukehren.
Obwohl (oder vielleicht weil) bereits klar ist, dass Teddy ihn nicht begleiten wird, flackern die alten Gefühle noch einmal auf. Sie haben sich allerdings bereits verändert, sind von ersten Unstimmigkeiten getrübt – ja sie wirken ambivalent: authentisch und anachronistisch zugleich, wie eine Erinnerung an schöne Stunden, die unter veränderten Vorzeichen ein letztes Mal gegenwartsbestimmend wird und doch die Wehmut nicht mehr verbergen kann. Die Melancholie des Abschieds durchdringt die Szenen und Dialoge dieses sensibel erzählten Romans, dessen Lektüre sich allein schon für einen Satz wie diesen lohnt: „Zum Schluss, wenn man sich endlich wieder klar gemacht hat, dass es eben doch vorbei ist, ist man in einem Zustand, als hätte man sich die Seele irgendwo festgeklemmt."
Alexander Schüller