Der Dokumentarfilm „13 Führerscheine“ ( 27 Minuten, kfw) von 2023 beschreibt, wie ein zufälliger Fund von Dokumenten zu einem packenden Projekt für Schüler*innen wird, das ihnen einen intersiven Einblick in die Geschichte ihrer Stadt ermöglicht. (DVD 1218 und als Download im Medienportal)
„Was mache ich mit diesem Fund?“, „Was ist aus diesen Menschen geworden?“, „Je mehr ich weiß, desto mehr tut es weh.“, „Sie haben mir meine Familie zurückgegeben.“
Diese Fragen und Zitate weisen auf die Entwicklung hin, die der Dokumentarfilm von Ryoya Terao „13 Führerscheine“ nachzeichnet.
2017 taucht im Keller der KFZ-Zulassungsstelle ein Umschlag auf. Der Inhalt: 13 Führerscheine, die Inhaber*innen Jüdinnen und Juden aus Lichtenfels, die Führerscheine beschlagnahmt 1938 von NS-Behörden. Bewegt von der Frage nach den Menschen, denen diese Führerscheine gehörten, entscheidet der Landrat, die Dokumente nicht an die staatlichen Archive weiterzuleiten, sondern sie zur Erforschung der Oberstufe des Gymnasiums zu überlassen.
14 Jugendliche der 11 Klasse gehen dieses Projekt an. Namen, Geburtstage, verblichene Bilder, kaum leserliche Unterschriften das empfand manch ein Schüler und manch eine Schülerin ernüchternd. Doch schon bald tauchen die OberstufenschülerInnen in die Biografien der FührerscheinbesitzerInnen. Wie ist es Ihnen ergangen? Gelang ihnen die Flucht? Haben sie überlebt? War die Deportation ihr Todesurteil? Das waren zunächst die Fragen, die angegangen wurden. Aber das Recherchieren bringt Persönlichkeiten zutage.
Veränderter Blick auf die eigene Stadt
Es entsteht Nähe. Und der Blick auf die eigene Stadt verändert sich. Die SchülerInnen stellen fest, dass das Café, wo man sich gerne trifft, das Haus einer der jüdischen Familie war. Das Schicksal eines Mädchens, nur wenig jünger, geht ihnen besonders nah. Doch die Schüler*innen verharren nicht in Betroffenheit und Trauer. Sie machen sich auf die Suche nach Nachfahren und wagen die Kontaktaufnahme. Mit einigen Nachfahren entwickelt sich ein reger Austausch. Für einige Familien, die in den USA oder Argentinien leben, war dies ein erster Blick auf eine bis dahin verlorene Familiengeschichte. Die Stadt Lichtenfels lädt die Nachfahren ein. Familienangehörige von 10 Familien kommen nach Lichtenfels und erhalten in einem Festakt die Führerscheine ihrer Vorfahren.
Die Erforschung der Einzelschicksale hat für die Schüler*innen Geschichte greifbar gemacht. Der mutige Kontakt zu den Nachfahren hat Schuld und historische Verantwortung in neuen Blick gerückt, aber auch Aussöhnung und Verständigung konnten die Schüler*innen eindrucksvoll erfahren. Dies lässt sich auch für Schüler*innen durch den Dokumentarfilm nachvolziehen.
Der Dokumentarfilm ist für Schüler*innen ab 14 Jahren geeignet und in allen Schulformen einsetzbar. Eine Beschäftigung mit der NS-Diktatur und der Shoah sollte im Vorfeld stattgefunden haben.